Arzneimittel-Rückstände im Wasser
Arzneimittelrückstände im Trinkwasser sind nach Ansicht von Umweltexperten ein wachsendes Problem. Über 150 Wirkstoffe wurden in Forschungsprojekten in der Umwelt nachgewiesen. Am häufigsten lassen sich dem Umweltbundesamt zufolge Blutdrucksenker, Betablocker, Antiepileptika, Schmerzmittel wie Diclofenac und Ibuprofen, Antibiotika und vor allem Röntgenkontrastmittel in der Umwelt und dementsprechend auch in unserem Trinkwasser finden. Trotzdem sind weder auf europäischer noch auf nationaler Ebene derzeit Umweltqualitätsnormen für Arzneimittelwirkstoffe festgelegt.
Quelle: Arzneimittelwirkstoffe | Umweltbundesamt
Forscher vermuten, dass in Anbetracht der alternden Gesellschaft und dem damit einhergehenden erhöhten Medikamentenverbrauch die Verunreinigung der Gewässer steigen wird.
Wie gelangen Arzneimittel in den Wasserkreislauf?
Allein rund 85 Tonnen des Schmerzmittels Diclofenac werden jährlich in Deutschland verbraucht. 70 Prozent des Wirkstoffes verlassen den Körper auf natürlichem Wege. So gelangen etwa 60 Tonnen Diclofenac über den Urin in den Wasserkreislauf.
Dieses und andere Arzneien geraten aber auch direkt ins Abwasser: Das Umweltbundesamt vermutet, dass Verbraucher aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit abgelaufene oder nicht eingenommene Medikamente direkt in der Toilette entsorgen.
In Europa sind 3.000 Medikamenten zugelassen. Ihre Rückstände geraten auf dem einen oder anderen Weg in unseren Wasserkreislauf. Man weiß noch sehr wenig über mögliche Wechselwirkungen aller im Wasser enthaltenen Arzneimittel-Rückstände und deren Auswirkungen auf den menschlichen Organismus.
Erwiesen ist jedoch, dass einige Fische, die an Kläranlagen-Ausgängen leben, nach Östrogen-Aufnahme (Ethinylestradiol aus der Antibabypille) Geschlechtsumwandlungen durchmachen.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus der intensiven Tierhaltung: Aufgrund der Güllebehandlung der Wiesen und Felder entsteht eine zusätzliche Belastung mit Medikamenten aus der Tiermedizin wie Antibiotika und Hormone. Hinzu kommt, dass bei der Fischzucht Antibiotika und Wurmmittel direkt in Oberflächengewässer geleitet werden.
Welche direkten Auswirkungen all diese Rückstände auf die Tierwelt und den Menschen haben, kann bisher nur vermutet werden, von den Langzeitfolgen mal ganz abgesehen.
Fakt ist: Konventionelle Klärwerke und Wasseraufbereitungstechnik können die Rückstände meist nur schlecht filtern.